Indonesiens Gado-Gado-Außenpolitik unter Präsident Prabowo Subianto

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Indonesien, die größte Volkswirtschaft Südostasiens, sollte eigentlich eine Führungsrolle in der Region übernehmen. Doch den Politiken und Vereinbarungen die unter Präsident Prabowo Subianto mit den USA und China vereinbart wurden mangelt es an Richtung. Dies wirkt sich auf die gesamte ASEAN Region aus. In seinem Bestreben, die Bewunderung der westlichen und chinesischen Mächte zu gewinnen, hat sich Prabowo auf weit entfernte Themen wie den Krieg zwischen der Ukraine und Russland oder die Probleme im Nahen Osten konzentriert und hat sogar die Einführung von 19 % Zöllen auf indonesische Waren durch die Vereinigten Staaten gelobt. Und während ASEAN vor internen Herausforderungen steht welche die politische Stabilität der Region bedrohenden, hält Indonesiens Präsident Prabowo sich zurück.

Viele hatten erwartet, dass die Außenpolitik Indonesiens unter Präsident Prabowo Subianto selbstbewusster und proaktiver sein würde, und das Land dadurch eine globale[1] oder wenigstens regionale Rolle übernehmen würde.[2] Doch knapp ein Jahr nach Pabowo‘s Amtsantritt, und trotz zahlreicher hochkarätiger Staatsbesuche, seiner Teilnahme an internationalen Foren und dem Beitritt Indonesiens zu internationalen Organisationen, wächst die Erkenntnis, dass es der indonesischen Außenpolitik an einer klaren Ausrichtung mangelt.[3] Ähnlich wie „Gado-Gado“, ein traditionelles indonesisches Gericht aus gemischtem Gemüse, das weder eine ganze Mahlzeit noch ein Snack ist, scheint auch die indonesische Politik ein willkürlich gemischter Salat zu sein, dem es zudem an sorgfältiger Zubereitung und Planung mangelt.

Trotz gewagter Erklärungen Prabowos, Indonesien als richtungsweisend für den Globalen Südens aufzustellen, scheint seine Regierung eine außenpolitische Strategie zu verfolgen, die keinen Bezug zum regionalen Umfeld hat – insbesondere nicht zu ASEAN als Institution –, und dabei gleichzeitig ein klar definiertes nationales Interesse auf der internationalen Bühne vermissen lässt. 

Prabowo Subianto hat wichtige Aspekte der indonesischen Außenpolitik und ihrer anhängigen Bürokratie und Doktrin übermäßig stark, seine Persönlichkeit und seine Vorstellungen widerspiegelnd personalisiert, obwohl er sie dadurch gleichzeitig von den eigentlich wichtigen Sachfragen abkoppelt. Wiederholt vertritt Prabowo großartige Narrative, die augenscheinlich weder von seinen informierten Berater geprüft wurden, noch von einem tiefen Verständnis der damit verbundenen Komplexitäten sprechen.

Große Ideen, aber wenig Substanz

Ein bezeichnendes frühes Beispiel dafür ist Prabowos Vier-Punkte-Vorschlag zur Beendigung des Krieges in der Ukraine während seiner Rede beim Shangri-La-Dialog in Singapur im Juni 2023. Seine Erklärung, die er in seiner damaligen Position als indonesischer Verteidigungsminister abgab, sorgte für Verwirrung, denn sie war weder mit dem Außenministerium abgestimmt, noch stand sie mit der Politik des damaligen Präsidenten Joko Widodo in Einklang.[4] Und sie zog den Zorn des ukrainischen Verteidigungsministers auf sich, der bemerkte: „Das klingt nach einem russischen Plan, nicht nach einem indonesischen Plan ... wir brauchen keinen Vermittler, der mit einem seltsamen Plan kommt.“ Auch internationale Beobachter kritisierten den Vorschlag als unrealistisch und zum Vorteil Russlands, da es nicht als Aggressor benannt wurde. [5]

Trotz der kritischen Kommentare internationaler Beobachter und Diplomaten blieb Prabowo dann als designierter Präsident beim folgenden Shangri-La-Dialog 2024 bei seiner Position und bestand darauf, dass sein Vorschlag aus dem Jahr 2023 für einen Waffenstillstand als Zwischenlösung weiterhin notwendig sei.[6]

Indonesien weigerte sich, das Abschlusskommuniqué des Ukraine-Friedensgipfels vom Juni 2024 zu unterzeichnen,[7] obwohl es im Einklang mit den Resolutionen der UN-Generalversammlung (UNGA) stand, für die Indonesien 2022 gestimmt hatte. Indonesien tat dies wohl, um nicht als übermäßig westlich ausgerichtet wahrgenommen zu werden, denn der Friedensgipfel war eine von den westlichen Staaten dominierte Konferenz, im Gegensatz zur UN-Generalversammlung, in der auch Russland vertreten ist.[8]

Dies entspricht dem Image, das Prabowo von sich auf der Weltbühne vermitteln möchte: ein Leader der Weltklasse, der nicht bereit ist, sich irgendeiner Hegemonialmacht zu unterwerfen. So betont Prabowo gleichzeitig die unabhängige und freie indonesische Außenpolitik und verurteilt, zur Bekräftigung seiner Position, den Westen als Kolonialmacht[MM1] [TM2] [9]

Seine starke antiwestliche und antiimperialistische Rhetorik scheint nach seinem Imagewandel bei den letzten Wahlen, die das Präsidentenamt brachten, nachgelassen zu haben. Dennoch kommt diese Rhetorik immer noch zum Vorschein, oft wenn es darum geht, Kritik abzuwehren oder Entschlossenheit zu zeigen. Während der landesweiten Proteste gegen die Änderungen des Militärgesetzes, von denen viele befürchteten, dass sie die Beteiligung des Militärs an der Bürokratie ausweiten könnten, beschuldigte Prabowo ausländisch finanzierte NGOs und externe Mächte, Zwietracht in Indonesien zu säen.[10] 

Prabowo neigt auch dazu, von bereits etablierten Mustern abzuweichen und neue Rhetorik und Vorschläge einzuführen, die dann plötzlich und ohne Anzeichen einer sorgfältigen Planung auftauchen. Im Dezember 2024 versuchte er sein Image als Staatsmann auf der globalen Bühne beim 11 Gipfeltreffen der „Developing Eight (D-8)“ in Kairo zu stärken. Dort betonte er die Notwendigkeit einer größeren Einheit in der muslimischen Welt, um Unterdrückung und Spaltung entgegenzuwirken, und spielte dabei subtil auf eine Doppelmoral des Westens an. Diese Positionierung Indonesiens als Vorreiterin der muslimischen Welt setzte sich in seinen verschiedenen Engagements in der Türkei und auf dem Gipfeltreffen der Organization of Islamic Cooperation (OIC) im Jahr 2025 fort.[11]

In der Praxis scheiterte diese Idee jedoch oft gerade dann, wenn er versuchte konkrete Maßnahmen umzusetzen. In seinen Reden während seiner Reisen durch die Länder des Nahen Ostens brachte Prabowo die Bereitschaft Indonesiens zum Ausdruck, einen Beitrag zur Beendigung der israelischen Militäroperationen in Gaza zu leisten. Er schlug sogar vor, Tausende von Evakuierten aufzunehmen, die medizinische Versorgung benötigen.[12] Der Vorschlag löste sowohl im Inland als auch im Ausland Kontroversen aus. Kritiker argumentierten, dass dies die Gefahr einer Annäherung an Israel und Trumps Roadmap zur Vertreibung der Bewohner Gazas und zur Umwandlung des Gebiets in eine „Riviera des Nahen Ostens” bergen würde. Darüber hinaus wiesen Kritiker darauf hin, dass die logistischen und diplomatischen Herausforderungen, die ein solcher Plan in der Umsetzung mit sich bringen würde nicht sorgfältig bedacht worden seien.[13]

Am auffälligsten ist jedoch die mangelnde Aufmerksamkeit für Probleme in der direkten Nachbarschaft. Dort wo Indonesien tatsächlich wirksam und mit unmittelbarer Wirkung handeln könnte. Während Prabowo bereit war, in einem so öffentlichkeitswirksamen Fall wie Gaza die „Islamkarte“ auszuspielen, zeigte er sich weniger aufgeschlossen, als während der Wahlen 2024 Rohingya-Flüchtlinge in Aceh ankamen, und bekräftigte zeitweise sogar die anti-Rohingya-Stimmung.[14]

Feurige Rhetorik doch keine Ideologie 

Die selbstbewusste Persönlichkeit Prabowos, die oft mit antiwestlicher Rhetorik gespickt ist, wirkt eher performativ als ideologisch. Dies wird insbesondere angesichts der drohenden Zölle seitens der Vereinigten Staaten deutlich, die in seinen Reden wohl am ehesten für die „westliche Vorherrschaft” stehen.

Es war vielleicht besser, dass Prabowo angesichts des Drucks durch Trumps Zollandrohungen seine antiwestliche Haltung[15] und seine manchmal aufwieglerische Rhetorik[MM3] [16] nicht zum Ausdruck brachte. Besonders irritierend war jedoch auch, wie fügsam Jakarta während des gesamten Zollverhandlungsprozesses auftrat, insbesondere vor dem Hintergrund Indonesiens Beitritts zur BRICS-Gruppe. Hier scheint Prabowo eine große Gelegenheit verpasst zu haben alternative Vereinbarungen zu treffen um sich gegen den Druck der US Zölle zu schützen.   

Mit Blick auf die langjährigen Doktrin Indonesiens nach einer „freien und aktiven Außenpolitik” zu streben, beschloss die Regierung Prabowo, dass Indonesien bis Ende 2024 BRICS beitreten solle. Dies stellt eine Abkehr von der Zurückhaltung der vorherigen Regierung, der Gruppe beizutreten dar. [17]

Diese Abwendung von der Vorsicht der vorherigen Regierung, die befürchtete, als Verbündete antiwestlicher Mächte zu gelten und damit möglicherweise die USA zu verärgern[18] , ging jedoch nicht mit konkreten Schritten zur Verwirklichung der erklärten Ziele einher, nämlich der Suche nach breiteren Entwicklungsmöglichkeiten, alternativen Wirtschaftssystemen und neuen Investitionsquellen und Märkten.[19]

Prabowos Entscheidung, durch den Beitritt zu BRICS ein politisches Risiko einzugehen, wirkte eher wie eine Show[20], die sich auf seine besonderen Privilegien und persönlichen Interessen konzentrierte[21] , und weniger wie ein durchdachter Plan der Indonesien strategisch zwischen konkurrierenden Weltmächten zu positionieren. 

Es war eine bedeutende verpasste Chance, BRICS beizutreten, und sich dabei ausschließlich auf normative Rhetorik über die Süd-Süd-Zusammenarbeit[22] zu stützten, anstatt Vereinbarungen und/oder Kooperationsmaßnahmen zu treffen, um den von Trump im April 2025 angekündigten plötzlichen und drastischen Zöllen entgegenzuwirken. Die feierlichen Erklärungen, die bei Indonesiens Beitritt im Januar 2025 abgegeben wurden, wurden bei seiner ersten Teilnahme als offizielles BRICS-Mitglied im Juli 2025 lediglich wiederholt; drei Monate nach den Zollandrohungen und nur einen Monat vor der von Trump im August gesetzten Frist.

Es gab keine Anzeichen dafür, dass die Regierung auch nur versucht hätte, alternative Pläne zu entwickeln, um potenzielle Verluste abzumildern oder dem eingeschränkten Zugang zum US-Markt durch eine Diversifizierung ihres Handelsportfolios innerhalb der BRICS Allianz entgegenzuwirken. Prabowo entsandte mehrere Delegationen aus seinem Kabinett als Verhandlungsführer in die USA und bot an, mehr Energie und Gas zu kaufen.[23] Diese Zugeständnisse schienen jedoch wirkungslos zu sein, und stattdessen drohten die USA, zusätzliche Zölle in Höhe von 10 % auf BRICS-Mitglieder zu erheben. [24]

Es ist deutlich, dass der Struktur des Außenministerium unter Prabowo nicht genügend Aufmerksamkeit geschenkt wurde und es bei diesen hochbrisanten Verhandlungen unvorbereitet war. Auch der Botschafterposten in Washington ist seit der Ernennung des letzten Botschafters, Rosan Roeslani, zum Stellvertretenden Minister für staatliche Unternehmen in 2023 unbesetzt geblieben. Später berief Prabowo ihn als Minister für Investment in sein Kabinett. Die Prabowo Administration hat noch weitere nicht besetzte Botschafter Posten übersehen, um sie dann schließlich eilig im Juli 2025 dem Parlament zur Genehmigung vorzulegen[MM4] [TM5] [25].  

Jakarta bemühte sich daraufhin um Neuverhandlungen und entsandte eine weitere Delegation nach Washington.[26] Im Anschluss wurde während die Verhandlungen liefen behauptet es würde zu einer Verzögerung bei der Umsetzung der Zölle kommen, wie Antara News am 14. Juli 2025 berichtete[27] . Unverhofft verkündete schließlich Trump einseitig am 15. Juli, dass eine Einigung mit Indonesien erzielt worden sei.[28] Der Zollsatz für indonesische Waren wurde von 32 % auf 19 % gesenkt, und US-Waren erhielten uneingeschränkten Zugang zum indonesischen Markt. Darüber hinaus verpflichtete sich Indonesien Berichten zufolge zum Kauf von US-Energie im Wert von 15 Milliarden US-Dollar, amerikanischen Agrarprodukten im Wert von 4,5 Milliarden US-Dollar und 50 Boeing-Flugzeugen.[29] Letztendlich gibt es deutliche Anzeichen dafür, dass diese Vereinbarung in einem völlig einseitigen Prozess zustande kam, bei dem Trump Prabowo während seiner Auslandsreise anrief, ohne dass dieser von Wirtschaftsberatern begleitet wurde, und Prabowo der Vereinbarung sofort zustimmte.[30] Einige Berichte beobachteten einen eher zögerlichen Prabowo, der auf Trumps Ankündigung nach seiner Rückkehr nach Jakarta reagierte und die Handelsvereinbarung als einen Fall von Mobbing andeutete.[31]

Prabowos erste Reaktion wurde als unzufrieden beschrieben, da er erklärte, Indonesien werde weiterhin mit den USA über die Zölle verhandeln.[32] In den folgenden Tagen änderte die Regierung jedoch plötzlich ihre Darstellung und behauptete, es handele sich um eine erfolgreiche Verhandlung zur Senkung des Zollsatzes auf 19 %[33] – ein „Sieg” der Regierungsbeamten, die den niedrigsten Zollsatz in der ASEAN Region feierten.[34]

In diesem Fall hat Prabowo es versäumt seine außenpolitische Entscheidung BRICS beizutreten strategisch zu nutzen um den zunehmend autokratischen Entscheidungen der Vereinigten Staaten konstruktiv entgegen zu treten. 

Die Diskrepanz zwischen Prabowos Rhetorik und seinen Handlungen lässt sich auch in den Beziehungen zur Europäischen Union (EU) und zu Deutschland beobachten. Prabowos antiwestliche Kritik richtete sich während seines Wahlkampfs 2023 in einem Forum gegen die EU. Er erklärte, „wir brauchen die Europäische Union nicht mehr” und warf dem Westen Doppelmoral vor.[35] Diese Aussage war eine seiner wenigen kritischen Äußerungen im Zusammenhang mit dem Streit Indonesiens mit der Europäischen Union (EU) über Nickel- und Palmöl-Exporte vor der Welthandelsorganisation. 

Wohingegen die Regierung von Präsident Prabowo später die Zusammenarbeit mit der Europäischen Union (EU) durch die Unterzeichnung des umfassenden Wirtschaftspartnerschaftsabkommens zwischen Indonesien und der EU (CEPA) vorangetrieben hat.[36] Das Außenministerium hielt daraufhin im August 2025 in Jakarta ein Ministertreffen mit dem deutschen Außenminister Johann Wanderphul ab, bei dem unter anderem vereinbart wurde, das CEPA zwischen Indonesien und der EU umzusetzen und zu beschleunigen, um Handel und Investitionen auszuweiten. Darüber hinaus hat Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier Präsident Prabowo zu einem für die zweite Hälfte des Jahres 2025 geplanten Treffen eingeladen.[37]

Wie diese Beispiele zeigen, ist Prabowo kein reaktionärer Ideologe, der auf den Druck der Großmächte mit Konfrontation reagiert. Positiv zu vermerken ist, dass er trotz seiner feurigen Rhetorik Bereitschaft zur Zusammenarbeit und zu Kompromissen zeigt. Leider hat er bisher sein angestrebtes Image als strategischer regionaler Führer, der in der Lage ist, sein Land und die gesamte Region in einem zunehmend volatilen geopolitischen Umfeld zu organisieren und zu steuern, nicht erfüllt. 

Eine bedeutende Schwachstelle im eigenen Hinterhof 

Das am meisten beunruhigende Muster in Prabowos chaotischer Außenpolitik ist jedoch die Personalisierung des Regierungsapparats, wobei Anweisungen und Maßnahmen eher an subjektiven Launen und Interessen geknüpft sind als auf bereits bestehenden Rahmenwerken aufzubauen. Die Ernennung von Sugiono als Außenminister spiegelt diesen Stil deutlich wider. Im Gegensatz zur langen Tradition des Außenministeriums wird die ASEAN nun als Eckpfeiler der Politik übersehen.[38]

Ein deutliches Beispiel dafür war, dass Sugiono das informelle Treffen der ASEAN-Außenminister im Dezember 2024 in Bangkok ausließ, um Prabowo zum bereits erwähnten D-8-Gipfel (Development Eight) nach Kairo zu begleiten. Dies führte dazu, dass Beobachter sich fragten, ob Indonesien ASEAN aufgeben würde.[39]

Sugionos Abwesenheit bei den erweiterten informellen Konsultationen ASEANs zu Myanmar in Thailand war signifikant.[40] Der Kontrast zu seiner Vorgängerin Retno Marsudi, die während ihrer Amtszeit als Außenministerin eine Reihe intensiver „Shuttle-Diplomatie“-Maßnahmen unternahm, insbesondere während der Myanmar-Krise, könnte nicht größer sein.[41]

Die Rolle des Außenministers wurde weiter geschwächt, bis Indonesien am 9. November 2024 in seiner gemeinsamen Erklärung mit China einen potenziell kolossalen Fehler beging.[42] Sugiono begleitete Prabowo auf einer der ersten Auslandsreisen des Präsidenten und bei hochrangigen Treffen mit dem chinesischen Präsidenten Xi Jinping. Das Treffen führte zu mehreren Vereinbarungen, darunter eine später umstrittene gemeinsame Erklärung zur maritimen Zusammenarbeit.[43]

Die Formulierungen in der Erklärung zur wirtschaftlichen Entwicklung in dem Gebiet mit „sich überschneidenden Ansprüchen” im Südchinesischen Meer wurden als implizite Billigung des Nine-Dash-Line Anspruchs Chinas wahrgenommen – was im Widerspruch zu dem steht, was die ASEAN-Mitgliedstaaten konsequent abgelehnt haben. Es widerspricht auch der langjährigen Position Indonesiens, das die rechtliche Gültigkeit der Nine-Dash-Line Anspruchs Chinas entschieden abgelehnt hat. 

Der besorgniserregendste Aspekt dieses Vorfalls ist, dass der Präsident beschlossen hat, Ratschläge zu solch klar definierten Themen zu ignorieren. Gleichzeitig scheint der Außenminister eher als Schutzschild denn als Berater zu agieren, wodurch seine Rolle bei der Beratung des Präsidenten hin zu fundierteren Entscheidungen eingeschränkt wird. Es gab bestätigte Berichte, dass indonesische Diplomaten versucht hatten, Prabowo vor Indonesiens etablierter Politik in Bezug auf das Südchinesische Meer zu warnen, aber er entschied sich, dies zu ignorieren.[44] Dies führte dazu, dass andere Beamte im Außenministerium Mühe hatten, die Folgen durch Klarstellungen einzudämmen.[45]

Der Kontrast ist auffällig, wenn man bedenkt, dass Prabowo für Indonesien eine Führungsrolle anstrebt, seine Handlungen jedoch oft die unmittelbare Umgebung des Landes außer Acht lassen. Bislang hat er sich mehr mit weit entfernten Themen befasst – vom Krieg zwischen Russland und der Ukraine bis zur Gaza-Krise – und sich in öffentlichen Erklärungen dazu geäußert, während er zu dringenden regionalen Angelegenheiten wie dem Konflikt zwischen Thailand und Kambodscha, der Notlage der Rohingya-Flüchtlinge und der zunehmend instabilen Lage in Myanmar weitgehend geschwiegen hat.

Insgesamt hat Prabowo in seinem ersten Jahr eine Außenpolitik verfolgt, die einem „Gado-Gado”-Salat ähnelt. Es mangelt ihr an Form und Substanz, sie versäumt es, die nationalen Interessen Indonesiens zu artikulieren, und sie zeigt wenig Fähigkeit oder Bereitschaft, die regionale Führungsrolle zu übernehmen. Aber genau diese wär notwendig um die gemeinsamen Interessen der ASEAN-Mitglieder angesichts des sich verschärfenden Wettbewerbs der Großmächte in Einklang zu bringen. 


[9] Prabowo’s ‘anti-Western’ Rhetoric: Decoding Indonesia’s Multi-Alignment Strategy https://moderndiplomacy.eu/2024/11/11/prabowos-anti-western-rhetoric-decoding-indonesias-multi-alignment-strategy/

[10] Prabowo Accuses Foreign Powers of Funding NGOs to Sow Discord in Indonesia. https://en.tempo.co/read/2013249/prabowo-accuses-foreign-powers-of-funding-ngos-to-sow-discord-in-indonesia

[15] Prabowo’s ‘Anti-Western’ Rhetoric: Decoding Indonesia’s Multi-Alignment Strategy. https://moderndiplomacy.eu/2024/11/11/prabowos-anti-western-rhetoric-decoding-indonesias-multi-alignment-strategy/

[20] Prabowo Receives Special Welcome at Indonesia’s BRICS Summit Debut. https://prabowosubianto.com/prabowo-receives-special-welcome-at-indonesias-brics-summit-debut/

[21] Indonesia's BRICS accession underscored by Prabowo's self interest. https://eastasiaforum.org/2025/03/06/indonesias-brics-accession-underscored-by-prabowos-self-interest/

[22] Joining BRICS, Indonesia sticks with multi-alignment strategy. https://www.aspistrategist.org.au/joining-brics-indonesia-sticks-with-multi-alignment-strategy/

[23] Indonesia Offers to Purchase $34 Billion in US Goods Ahead of Tariff Deadline. https://thediplomat.com/2025/07/indonesia-offers-to-purchase-34-billion-in-us-goods-ahead-of-tariff-deadline/

[24] Indonesia May Scrap US Energy Imports if Tariffs Stay, Minister Says. https://jakartaglobe.id/business/indonesia-may-scrap-us-energy-imports-if-tariffs-stay-minister-says

[25] Indonesia pushes to fill vacant ambassador posts, including US, Japan https://en.antaranews.com/news/363541/indonesia-pushes-to-fill-vacant-ambassador-posts-including-us-japan

[27] Trump's 32 pct tariff on Indonesia delayed for more talks: minister. https://en.antaranews.com/news/366297/trumps-32-pct-tariff-on-indonesia-delayed-for-more-talks-minister

[30] Prabowo’s Quick Call with Trump Leads to Major Trade Breakthrough. https://jakartaglobe.id/business/prabowos-quick-call-with-trump-leads-to-major-trade-breakthrough

[31] Trump’s Indonesia Trade Deal: Relief or Exploitation? | Vantage with Palki Sharma | N18G https://www.youtube.com/watch?v=j4ZkjXdU4dQ

[32] President Prabowo: Indonesia Continues to Negotiate Tariffs with the US. https://www.kompas.id/artikel/en-presiden-prabowo-ri-terus-bernegosiasi-soal-tarif-dengan-as

[33] Indonesia Strikes Deal to Reduce US Tariff to 19%. https://setkab.go.id/en/indonesia-strikes-deal-to-reduce-us-tariff-to-19/

[37] Indonesia–Germany Consolidate Partnership: From CEPA to the State Visit of the President of Indonesia. https://www.aseanall.com/news/11007.html

[38] Indonesia’s New Diplomatic Playbook: ASEAN on Hold, NAM in Limbo, Giants Ahead. https://thediplomat.com/2025/01/indonesias-new-diplomatic-playbook-asean-on-hold-nam-in-limbo-giants-ahead/


Tobias Basuki ist Mitbegründer und geschäftsführender Direktor von Aristoteles Consults. Zuvor war er leitender Forscher am Center for Strategic and International Relations (CSIS) in Jakarta. Davor war er Forschungsdirektor am Institut Leimena. 

Dieser Artikel erschien zuerst hier: th.boell.org

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